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Schon als Kind habe ich gerne geschriftstellert. Damals traktierte ich die alte Erika-Reiseschreibmaschine meiner Eltern, auf der ich später auch meine Diplomarbeit schrieb (mit 3 Durchschlägen!). Heute gibt es zum Glück diese grauen Schreibmaschinen, bei denen die Wegradier-und-Überdresch-Funktion in einer einzigen Taste realisiert wurde (dafür ist die “Erika” früher schneller "hochgefahren" – aber davon später mehr).
Schon beim Erstellen der Adventure-Story (gemeinsam mit M. Exner und O. Forgbert) habe ich gemerkt, wieviel Spaß es mir bereitet, solche Geschichten zu erzählen. In Bildern oder eben in Worten. 
In dieser Rubrik könnt Ihr ein paar Kostproben lesen.
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Auch Goethe ...
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Prozessorgeflüster
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weitere Titel
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Auch Goethe wäre 'betroffen'
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Juni 1998

(580 Wörter)

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Haben Sie schon mal ein Buch abstürzen sehen? Sehen Sie! Sie denken an die oberste Regalreihe. Ganz anders Software. Nicht, daß sie nicht auch von dort abstürzen könnte. Aber meistens tut sie es hier bei uns, ganz in der Nähe: auf unserem Arbeitsgerät. Böse Zungen behaupten ja ‘das einzige, was man von ihr hört, wäre der schlechte Ruf, der ihr vorauseilt’. Aber das stimmt nicht. Wenn Software von namhaften Firmen eingeführt wird, gibt es ein lautes Geklingel - wahrscheinlich der Geldbeutel. Wird die Software dann unabdingbar, dann gibt es ein lautes Geschrei danach, denn alle müssen Sie irgendwie haben, unbedingt, und zwar schnell, denn schließlich: Software stirbt auch. Zwar haben weniger die großen Firmen mit den Folgen dieser Tatsache zu kämpfen, denn mit dem anfänglichen Werbefeldzug hat schnell auch jeder S-Bahnbenutzer begriffen, daß er diese Software einfach braucht, doch die Verbreitung durch weniger bekannte Hersteller schleppt sich dahin und: man hört das Heulen der Entwickler. Als ob sie nicht vorher gewußt hätten, wie kurzlebig Software ist. Bevor noch jemand vom erlauchten - und sicher auch vorhandenen - Publikum davon erfährt, sind die Computer, auf denen die Software vorgibt zu laufen, schon nicht mehr aktuell - oder schlimmer noch - es gibt sie gar nicht mehr.
        Man stelle sich das bei einem Buch vor! Goethe wäre nicht schnell genug mit seinem Faust vorangekommen. Vielleicht hatte er noch schnell ein paar Monate in pfälzischen Weinkellern recherchieren müssen, oder er wollte einige Dialoge doch noch einmal überarbeiten, damit es etwas spritziger wird und ihm das Publikum nicht vor Langeweile davonläuft! Und dann die Enttäuschung: als er endlich fertig ist, sagt sein Verleger „Tut mir leid, das paßt nun nicht mehr in ‘mein’ Buch - update! Ihr Text ist inkompatibel. Und überhaupt: Sowas guckt sich doch kein moderner Buchleser mehr an! Vielleicht überarbeiten sie’s noch mal mit ‘nem schönen 3D-Schriftfonds und Glitzerdeckblatt - sowas kommt immer gut an.“ Goethe hätte wahrscheinlich zuerst nach Luft und dann nach Worten gerungen, bis er endlich herausbringt „Aber das würde doch überhaupt nicht zum Inhalt passen. Ich schreibe ja geradezu vom Gegenteil.“ Aber der Verleger würde die Brille absetzen, damit er seinem Opfer richtig in die Augen sehen kann, und ihn darüber aufklären, was der Leser wirklich will: „Große Verpackung, ein Deckblatt, dem man sich nicht entziehen kann und - schneller Lesespaß. Denn schließlich will man sich ja wenigstens beim Lesen erholen und nicht noch nachdenken müssen!“ Er würde in lautes Gelächter über Goethes verdutztes Gesicht ausbrechen, wobei ihm langsam ein Pferdefuß wächst.
        Doch bevor Software stirbt, hat jede Kopie von Ihr auf einem Computer die Chance, den Heldentod zu sterben: sie kann abstürzen, sich selbst und wichtige Daten mit in den Abgrund reißen, aus Versehen gelöscht werden und im Nichts verschwinden. Und: spätestens nach Bekanntwerden der Murphyschen Gesetze liegt die letzte Sicherung dieser Daten zu lange zurück - zu lange, um den eben noch sichtbaren Status wieder herbeizuzaubern. Was vor einer Sekunde noch der Stein der Weisen zu sein schien, ist nun fort, verschwunden, unwiederbringlich. Loch. Schwarz.
Gottlob gibt es bei Büchern mitunter noch nach vielen hundert Jahren Sicherheitskopien. Sie überstehen es - wie die Mumien Ägyptens - obwohl nicht digital gemastert. Und wenn sie den Flammen zum Opfer fallen, haben sie sogar noch einen gewissen Heizwert.
Ich werde wohl doch lieber Buchautor statt Softwareentwickler. Da bin ich mir wenigstens sicher, daß ich sie noch in 30 Jahren lesen kann. Und wenn meine Augen alt und schwach geworden sind und mir fröstelt, zünde ich sie einfach an.
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. ... na, gefällt es Euch?
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Gebt's mir!
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Prozessorgeflüster (Auszug)
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Dezember 1998

(hier 206 von
insg. 438 Wörtern)

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Wie aus gewöhnlich gut informierten Kreisen verlautete, soll die neue Prozessorgeneration ‘Milwaukee’ von Intel mit Codenamen Plimith nun doch endgültig Anfang April 1999 auf dem Markt eingeführt werden. Gerade noch hielten sich hartnäckig Gerüchte, wonach die ersten Chargen des Plimith versehentlich mit nur 511 kByte internem Second-Hand-Cache (SHC) ausgeliefert worden seien, weswegen gleich eine zweite Prozessorserie, mit Codenamen Plamath, nachgeschoben wurde - doch diese Berichte dementierte der Intel-Sprecher MartIN TELafonte ausdrücklich - es handele sich lediglich um Unregelmäßigkeiten beim Auslesen der Größenangabe. Ebenso zurückgewiesen wurde das Gerücht, es würde eine Art ‘Plamath Pro’ geben, der durch 513 kByte SHC gewissermaßen die Unzulänglichkeiten des Plimith authgleicht. Außerdem - so TELafonte weiter - würde nichts aus dem ‘Plamath’ werden, da dieser Name bereits Urheberrechtlich geschützt sei; nämlich von der Miederwarenindustrie (A.d.A.: eine gerippte Unterhose für spezielle Kältebeanspruchung). So gesehen könnte man den Plimith wegen seiner Schwachstellen höchstens in Plemeth umtaufen - aber soweit würde man denn bei Intel doch nicht gehen wollen. Möglicherweise werde die Plimith-Variante mit vollen 512 kByte SHC - also quasi ‘Plamath’ - zur besseren Unterscheidung ‘Plimith A’ heißen - dann sei doch „alles klar“, so MartIN TELafonte.
Zu erwarten war, daß auch die Konkurrenz nicht schläft. Und so ist es nicht verwunderlich, daß AMD ...
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Gefällt Euch das? Wollt Ihr die Fortsetzung des Prozessorgeflüsters und die folgenden Essays lesen:
- Neue alte Technik - ein Erfahrungsbericht (478 Wörter)
- PC-Gourmet (468 Wörter)

Vielleicht seid Ihr auch interessiert an anderen literarischen Schnipseln.
Von dieser Sorte soll hier bald mehr angeboten werden.
 

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Interessebekundungen
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